Mittwoch ist FiSch-Tag
Praktischer Ablauf von Familie in Schule
Der Mittwoch ist für die Kinder der Tagesklinik Baumhaus, die am FiSch-Programm teilnehmen, der FiSch Tag. Die Gruppe besteht neben den regulär zu beschulenden Kindern der Tagesklinik aus max. 6 Kindern mit ihren Elternteilen, einer Lehrkraft und einem Therapeuten. Für jedes Kind, dass an FiSch teilnimmt, werden Verhaltensziele von den Lehrkräften der Heimatschule benannt:
- Ich arbeite sauber
- Ich konzentriere mich auf meine Aufgaben
- Ich melde mich, bevor ich etwas sage
- Ich arbeite leise
- Ich befolge die Anweisungen der Erwachsenen
Wir halten während der gesamten Behandlungszeit einen intensiven Kontakt zu den Heimatschulen.
Kinder, die an FiSch teilnehmen, besuchen auch stundenweise den Unterricht ihrer Heimatschule, zu Beginn in der Regel für zwei Unterrichtsstunden. Im Verlauf der folgenden Wochen werden diese Stunden stetig aufgestockt.
Diese vergleichsweise frühe Reintegration hat viele positive Aspekte:
- Die Kinder haben die Möglichkeit, Gelerntes unter den Rahmenbedingungen der Heimatschule (die sich sehr von unseren unterscheiden) zu zeigen.
- Es ist nicht mehr so, dass das Kind in der Klasse mehrere Monate fehlt und dann irgendwann wieder auftaucht, sondern eine soziale Integration wird unterstützt.
- Durch das zumeist angemessenere Verhalten des Kindes nehmen Mitschüler und Lehrkräfte das Kind wieder positiv wahr.
- Das Kind ist nicht mehr der Störenfried.
- Oft haben wir den Satz gehört: „Seitdem Felix nicht mehr in der Klasse ist, ist es so ruhig! Durch die schrittweise Reintegration ist Felix wieder in der Klasse und es ist ruhig!“
Insgesamt erwies sich die enge Vernetzung mit den Heimatschulen als ausgesprochen sinnvoll. Die beteiligten Lehrkräfte zeigen sich überwiegend sehr kooperativ, offen und interessiert.
Der Unterrichtstag
Der FiSch-Tag selbst hat einen ritualisierten Ablauf:
Um 8.30 Uhr treffen sich die Eltern mit dem Therapeuten zu einer Vorbesprechung. Ziel dieses Treffens ist u.a. die Erklärung des Ablaufs für neue „FiSch - Eltern“. Zudem erhalten die Eltern die „FiSch -Mappe“: einen Hefter mit den Zielen und den dazugehörigen Bewertungsergebnissen der letzten Schulwoche. Hier werden dann auch die Möglichkeiten und Ideen der Eltern besprochen, ihre Kinder während der nächsten beiden Unterrichtsstunden zu unterstützen. Dazu können die Eltern persönliche Ziele bezüglich ihres eigenen Erziehungverhaltens für diesen Vormittag formulieren (z.B.: „Ich möchte ruhig bleiben, auch wenn Kevin mich sehr fordert“).
Unterricht
Um 9.30 Uhr trifft sich dann die oben beschriebene FiSch-Gruppe und beginnt den Unterricht gemeinsam mit einem Morgenritual und dem Vortragen und Besprechen der Ziele und Ergebnisse im Plenum durch die Kinder.
Anschließend folgen zwei Unterrichtsstunden mit den individuellen Arbeitsprogrammen der Kinder, die möglichst dem Lernstoff der Heimatschulen angepasst sind. Die Eltern begleiten den Unterricht, je nach Anforderung, unmittelbar bei ihrem Kind im Klassenraum oder beobachtend aus einem angeschlossenen Nebenraum heraus. An dieser Stelle setzt bei Bedarf das Elterncoaching an.
Ein typischer FiSch-Tag im Überblick
Uhrzeit | Kinder | Eltern | Lehrer | Elterncoach |
---|---|---|---|---|
8.30 Uhr Einstieg |
Morgenrunde Ankommen im FiSch-Klassenraum Geschichte hören Platz suchen gemeinsam singen |
Elternrunde Bewertungen anschauen gegenseitiges Kennenlernen Austausch über die Ergebnisse |
Gestaltung der Morgenrunde | Moderation der Elternrunde |
9.15 Uhr Anfangsrunde |
Begrüßungslied Feedback Betrachten der Wochenergebnisse mit den Eltern Darstellung der Ergebnisse |
siehe Kinder | Moderation der Anfangsrunde | Moderation der Anfangsrunde |
9.45 Uhr Pause |
Spielen auf dem Schulhof |
Begleitung ihrer Kinder Gespräche mit anderen Eltern/Lehrern/Elterncoach |
Gespräche mit Eltern/Elterncoach | Gespräche mit Eltern/Lehrern |
10.00 Uhr 1. Unterrichts- stunde |
Arbeiten an den Lerninhalten | Unterstützung ihrer Kinder beim Erreichen der Ziele |
Verteilen und Kontrollieren der Aufgaben Beobachtung der Schüler Unterstützung bei fachlichen Problemen Unterstützung der Eltern bzgl. der Hilfestellungen |
Elterncoaching |
10.45 Uhr Pause |
Spielen auf dem Schulhof |
Begleitung ihrer Kinder Gespräche mit anderen Eltern/Lehrern/Elterncoach |
Gespräche mit Eltern/Elterncoach | Gespräche mit Eltern/Lehrern |
11.00 Uhr 2. Unterrichts- stunde |
Arbeiten an den Lerninhalten | Unterstützung ihrer Kinder beim Erreichen der Ziele |
siehe 1. Unterrichtsstunde |
Elterncoaching |
11.45 Uhr | Interview (siehe unten) |
Elterntausch Interview durchführen und vorlesen Bewertung des eigenen Kindes |
Bewertungen geben und ggf. erläutern | Moderation der Bewertungsrunde |
Abschluss
Nach dem Unterricht trifft sich die Gruppe im Plenum zur Abschlusssitzung, die mit einem Interview beginnt. Dazu findet sich jedes Kind mit einem anderen Elternteil zusammen. Dieser Elterntausch erwies sich besonders dann als sehr hilfreich, wenn es während des Unterrichtes zu Konflikten zwischen Elternteil und Kind kam.
Im Interview hat jedes Kind die Chance, sich einzuschätzen (Diese Einschätzungen entsprechen meistens den Wahrnehmungen der beteiligten Erwachsenen!).
Nach wenigen Minuten setzt sich das Multifamilienplenum wieder zusammen. Die Interviewbögen werden von den Eltern vorgetragen und das Verhalten der Kinder vor dem Hintergrund der Zielsetzungen beschrieben und bewertet.
Die endgültige Bewertung gibt die Lehrkraft, wobei teilweise Abweichungen von der Meinung der Eltern oder der Kinder im positiven oder negativen Sinne möglich sind.
War eine Bewertung sehr positiv, wird dies mit Applaus honoriert.
Wir fragen dabei die Kinder immer wieder nach „Tricks“, die ihnen geholfen haben, ihre Ziele zu erreichen.